Als ausgewiesener Fan von Horror in jeder Form war "Van Richtens Guide to Ravenloft" für mich schon mit Veröffentlichung der englischen Ausgabe ein Muss. In der Zwischenzeit ist das Buch aber auch auf deutsch übersetzt worden und ich hatte genug Zeit, um mich mit dem Inhalt zu befassen und einiges davon in meiner eigenen Fluch des Strahd Kampagne auszuprobieren.
"Van Richtens Ratgeber zu Ravenloft", so wurde der Titel übersetzt, reiht sich nahtlos in die anderen Ratgeber ("Mordenkainens Foliant der Feinde" und "Xanathars Ratgeber für Alles") ein und bringt eine bunte Mischung verschiedenster Neuerungen für euren Tisch mit. Neue Charakteroptionen und Monster machen dabei nur einen Teil des Buches aus, für mich persönlich am spannendsten sind die verschiedenen Domänen und darin wohnhafte Dark Lords. Aber dazu später mehr.
Layout und erster Eindruck
Wirft man einen ersten Blick in das Buch, so fallen zwei Dinge positiv auf. Zum einen sind die einzelnen Kapitel klar benannt und geben Aufschluss auf den jeweiligen Inhalt. So lässt sich schnell jede gewünschte Information finden. Zweitens gibt es eine Einleitung in das Buch, die einen Überblick über den Inhalt und auch über Ravenloft als Setting gibt. Selbst wenn man also noch nichts über Ravenloft weiss, so kann man mit diesem Buch gut arbeiten und weiss direkt, was einen auf den folgenden Seiten alles erwarten wird.
Wo Licht ist, ist natürlich aber auch immer ein wenig Schatten, der fällt beim Layout aber gering aus. Einige Bücher haben am Ende nochmals die wichtigsten Tabellen übersichtlich zusammengestellt, das fehlt hier leider. Ich habe die für mich relevanten Tabellen mit kleinen Klebern am Rand des Buches markiert.
Neue Charakteroptionen
Der Ratgeber wartet mit drei neuen, spielbaren Völkern und zwei neuen Unterklassen für Hexenmeister und Barden auf. Hexenmeister können eine untote Entität als ihren Schutzherren auswählen und Barden erhalten Zugriff auf die Schule der Geister.
Richtig spannend wird es bei den drei neuen Völkern. Dhampire sind Vampire, die nicht auf Blut angewiesen sind (und auch sonst ein paar Nachteile weniger haben), Hexblood ist grundsätzlich ein Feenwesen, dessen Vorfahren irgendwann einmal eine unschöne Begegnung mit einer Hexe hatten, und Reborn ist wie ein Zombie, aber weniger... naja, zombiehaft. Das Buch bringt auch gleich noch zahlreiche dunkle Gaben und allerhand Anpassungsmöglichkeiten mit, so dass im Handumdrehen ein Charakter erschaffen werden kann, der sich so richtig heimisch in Ravenloft fühlen kann.
Neue Hintergründe für euren Charakter gibt es natürlich ebenfalls, und die beliebte Liste mit Tand wurde hier durch gruselige Gegenstände aufgefrischt.
Willkommen in meiner Domäne
Im weiteren Verlauf widmet das Buch sich dann den verschiedenen Domänen. Zunächst einmal bekommen Spielleiter alles Werkzeug an die Hand, um eigene Domänen des Grauens zu erschaffen. Hier erlaubt der Ratgeber sich auch wirklich gut geschriebene Ausflüge in die verschiedenen Genres, die Horror zeigen kann. Egal ob kosmischer Grusel, Geister oder erzwungene Veränderungen des Körpers, horror affine Spielleitende kommen hier voll auf ihre Kosten. Dazu gibt es Monster, Ideen für ein spannendes Setting, sozusagen ein Rundum-Glücklich Paket.
Im weiteren Verlauf dieses dritten Kapitels wartet der Ratgeber dann mit insgesamt 17 fertigen Domänen auf euch. Diese beinhalten einen Dark Lord, NPCs, Karten und Aufhängern für Abenteuer in dieser Domäne.
Hier werden auch die verschiedenen Einflüsse deutlich, welche die unterschiedlichen Autoren mit sich bringen. Von Werwölfen in Kartakass über eine Zombieapokalypse in Falkovnia bis hin zu lovecraftschem Grusel in Bluetspur ist alles dabei, was das gern heimgesuchte Herz begehren könnte. Neben diesen für uns schon klassischen Monstern gibt es dank der vielen Autoren aber auch beispielsweise indische oder afrikanische Einflüsse bei den Domänen
Weitere 22 Domänen werden kurz angerissen und bieten allerhand Spielraum, um selbst kreativ zu werden.
In diesem Kapitel findet sich dann auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt am Buch. Die Dark Lords (und Ladies natürlich) haben keine Statblöcke. Erfahrene Spielleitende können sich da sicherlich etwas zusammenbasteln, angepasst auf ihre jeweilige Gruppe von Spielern. Besonders für neue Spielleitende stelle ich mir dies aber eher schwierig und langwierig vor. Und manchmal möchte man ja auch einfach nur ein Fundament in Form eines Statblocks haben, auf dem man aufbauen kann. Ein riesiger Schritt hin zu Kreativität ist das Weglassen auf jeden Fall, aber dafür nimmt Wizards of the Coast in meinen Augen doch etwas zuviel Komfort und Sicherheit, gerade für Neulinge, weg. NPCs haben ebenfalls keine Werte, hier ist mir nicht ganz klar wieso diese ebenfalls weggelassen wurden.
Ein kleiner Appetithappen
Mit "The House of Lament" hat es noch ein knackig kurzes Abenteuer in das Buch geschafft. Gedacht ist es für Charaktere der ersten Stufe, aber hey, niemand hält euch als Spielleitung davon ab, eure Monster ein bisschen stärker zu machen. Erkundet wird ein spukendes Geisterhaus. Um die Stimmung ein bisschen greifbarer zu machen findet man hinten im Buch noch ein Ouija-Brett, wer es sich etwas einfacher machen möchte kann dieses aber auch auf der offiziellen Homepage zum Ausschneiden herunterladen (einmal hier klicken bitte).
Im gleichen Kapitel erhalten Spielleiter noch ein paar Hinweise und Inputs zum Thema Horror am Tisch. Hier wird über Sicherheitsmassnahmen gesprochen, wie man aufeinander aufpasst und sicherstellt das niemand mit Alpträumen nach Hause geht. Wichtige Informationen, deren Umsetzung sicherstellen soll, das sich jeder sicher fühlt. Wieviel davon letztendlich jeder an seinem Tisch umsetzt bleibt ja dann der jeweiligen Gruppe überlassen. Ich persönlich habe vor der ersten Runde in Ravenloft mit all meinen Spielern kurz geklärt, welche Dinge und Situationen für Sie gar nicht gehen, und im Spiel hat jeder an meinem Tisch die Möglichkeit mich wissen zu lassen, wenn etwas gar nicht geht. Dies wird dann kommentarlos vom Rest der Runde akzeptiert, das ist eine der wenigen Dinge auf die ich als Spielleitung bestehe und die für mich nicht verhandelbar ist. Dass dies nun auch den Weg in eines der offiziellen Bücher gefunden hat begrüsse ich sehr.
Monster, ahh!
Was wäre dieses Buch ohne einen ganzen Strauss an neuen Monstern? Im letzten Kapitel findet ihr kopflose Reiter, lebendige Puppen, dem Wahnsinn verfallene Priester und allerhand weitere Horrorkreaturen, mit denen die Spielenden geplagt werden können. Schon allein das stöbern macht richtig Laune und die entsetzten Gesichter, wenn die Botanik auf einmal lebendiger ist als sie sein sollte, sind unbezahlbar.
Fazit
Für Horrorfans ist "Van Richtens Ratgeber zu Ravenloft" eine unbedingte Empfehlung. Randvoll mit gruseligen Ideen bekommt man hier vollständiges Werkzeug, um sich voll und ganz dem Horror hinzugeben. Der Titel beinhaltet zwar Ravenloft, doch ist das Buch auch hilfreich, wenn ihr einfach so ein wenig mehr Horror in eurer Spiel bringen wollt, oder mal etwas anderes als die klassischen Vampire möchtet. Auch zum blättern und inspirieren lassen ist es bestens geeignet und im Inneren warten einige wirklich tolle Illustrationen darauf, entdeckt zu werden.
Ein persönlicher Streaming-Tipp noch von mir: Wenn ihr gerne anderen Leuten beim spielen zuschaut, dann ist "Black Dice Society" eventuell etwas für euch. Dort leitet BDave Walters eine Gruppe von Spielenden durch die verschiedenen Domänen. Alle bisher veröffentlichten Folgen sind auf YouTube zu finden.
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